Wettbewerb Tübingen - Soziale Stadt Waldhäuser Ost, 1. Preis

ALLGEMEIN STÄDTEBAU WETTBEWERBE Ort: Tübingen
Jahr: 2021
Größe: rd. 28 Hektar
Auftraggeber: Stadt Tübingen

Soziale Stadt Waldhäuser Ost

Neues Rückgrat, wichtigstes Bindeglied sowie gestalterischer und funktionaler Identifikationsraum des Stadtteils ist die neue zentrale
Raumfolge in Nord-Süd-Richtung. Der Stadtteilplatz als einladendes Entrée bildet dabei einen attraktiven und lebendigen Handels und Dienstleistungsstandort mit Stadtbahnanschluss. Dieser identitätsstiftende Ort erhält durch die in Holzbauweise mit
Dachbegrünung errichteten Gebäude ein signifikantes Erscheinungsbild welches als zukunftsweisender Impuls den Auftakt für die Weiterentwicklung des Stadtteils Waldhäuser Ost signalisiert. Ergänzt wird das Stadtteilzentrum im Norden durch einen ruhigeren,
grün geprägten Quartierspark, welcher durch die angrenzenden Einrichtungen einen generationenübergreifenden,
nachbarschaftlichen Charakter entwickelt und sowohl als zufälliger sozialer Begegnungsraum fungiert, als auch zur individuellen
Aneignung motiviert. Im Süden bereichert das Bildungsforum das Zentrumsband, welches durch die dort lebenden Studierenden und
die damit verbundenen Nutzungsanforderungen wiederum eine eigene Atmosphäre erzeugt und durch eine nutzungsneutrale, robuste Gestaltung vielfältige Inanspruchnahmen fördert.

Behutsame, präzise gesetzte bauliche Ergänzungen formulieren neue, klar zugeordnete (öffentliche / gemeinschaftliche / private)
Freiräume und entwickeln gleichzeitig die Identität der Waldstadt zu einem zukunftsfähigen sozialen Wohnstandort weiter. Dieser setzt
sich aus drei Teilräumen mit individuellen Wohn- und Aufenthaltsqualitäten zusammen, wobei sich alle drei Ensembles als integrierte Bestandteile der sozialen Stadt Waldhäuser Ost zu einer übergeordneten Einheit mit verbindenden durchgrünten Freiräumen aus vorhandenem Baumbestand und neuen vielfältigen Freiraumangeboten formen:

1. Zeilenstrukturen (überwiegend Reihenhäuser) im
Osten;

2. Durch behutsame Ergänzung der Bestandsbauten neu gebildete Wohnräume mit nachbarschaftlichen Gemeinschaftsgärten/-
höfen im Westen;

3. Ein markanter Saum entlang des Rings aus bestehenden und neuen Solitärbaukörpern.

Städtebau

Der durch große Freiräume und darin schwimmende heterogene Strukturen geprägte Stadtteil Waldhäuser-Ost, erfährt durch klare baulichräumliche Setzungen eine Definierung der Räume. Durch die Implementierung einer klaren in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Raumfolge sowie die Hervorhebung verschiedener Ost-West-Verbindungen entsteht so ein prägendes Freiraumgerüst, welches die differenzierten Nachbarschaften innerhalb als auch außerhalb des Berliner Rings miteinander verknüpft. Unterschiedliche Freiräume mit individuellen Qualitäten bilden so eine erlebbare Raumfolge, die das Quartier gliedert, interne Freiräume verbindet und mit den umgebenden Stadt- sowie Landschaftsräumen vernetzt.
Damit fungiert sie auch als Orientierungsgeber, wertet Adresslagen auf und wird zum wichtigen Identifikationselement.

Stadtteilzentrum

Das Stadtteilzentrum besticht durch eine hohe Dichte und Durchmischung verschiedenster Nutzungen. Der östlich gelegene multifunktionale Baukörper bietet im Erdgeschoss Raum für das Nahversorgungszentrum, während in den oberen Etagen die zwei – dreigruppige Kita (mit Freifläche auf dem Dach des EG) sowie eine Mischung aus Dienstleistung und Büros sowie fakultativ Wohnen untergebracht ist. Der westlich gelegene Baukörper vereint verschiedene medizinische bzw. Pflege-Einrichtungen (u.a. Stützpunkt Pflegedienst, Tagespflege, Ärzte, Apotheke, Physiotherapie) sowie weitere Dienstleistungen, Versorgungseinrichtungen und Wohnen. Der Stadtteiltreff, das Stadtteilbüro und ein Café finden sich in dem kleinen Baukörper am Rand des Platzes ein. Die Gebäude südlich des Berliner Ring beherbergen im EG zum Stadtteilzentrum ebenfalls belebende Nutzungen, während sie sich mit ihrem zweiten EG nach Süden mit Wohnnutzungen dem Studierendendorf zuwenden. Die ausgeprägte Mischung an sozialen, gewerblichen und Dienstleistungsnutzungen bespielen und beleben den öffentlichen Raum somit zu allen Tages- und Wochenzeiten.

Freiraum

Ziel der Freiraumentwicklung ist die Etablierung einer robusten und flexiblen Grundstruktur mit klar gegliederten und definierten Räumen. Ein System aus vielfältigen Freiräumen mit unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten und Nutzungsangeboten strukturiert das Quartier und entwickelt identitätsstiftende Orte. Über ein differenziertes und feingliedriges Wegesystem werden die einzelnen Räume miteinander verknüpft und angrenzende Stadt- und Landschaftsräume sinnfällig angebunden. Zentrales Element dieser Struktur ist eine Raumfolge unterschiedlicher Orte, die den Stadtteil in Nord-Süd Richtung durchzieht und wichtige Stadträume wie den Stadtteilplatz, den grünen Quartiersplatz und das Studentenforum integriert und miteinander verbindet.