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Der Campus als Teil der Stadt
Die Stadt Siegen befindet sich in einem enormen Wandel – wie so viele ehemalige Industrie- und Bergbauregionen in Westdeutschland, bringt der Strukturwandel einen in dieser Form noch nicht gekannten Umbruch in der Lebens- und Arbeitswelt weiter Teile der Bevölkerung mit sich. Die Stärkung der Universität als eine neue Säule im wirtschaftlichen und sozialen Gefüge der Stadt stellt sich immer mehr auch als Schlüsselprojekt der Stadtentwicklung heraus. Zusammen mit den vielfältigen Maßnahmen zur Aufwertung des öffentlichen Raumes, soll die Ansiedlung vieler Institute und zentraler Einrichtungen der Universität am Unteren Schloss und in den Niederungen nördlich und südlich davon einen neuen Impuls zur Stärkung der Innenstadt geben. Aus unserer Sicht stellt die Entwicklung der Flächen im Wettbewerbsgebiet somit ein immens wichtiges Projekt zur zukunftsfähigen Evolution der Siegener Innenstadt dar.
Leitbild
Der Entwurf folgt dem Leitbild einer Stadt der Vernetzungen und Raumfolgen. Aufbauend auf den Charakteristika der historisch gewachsenen, baulichen und freiräumlichen Strukturen in der Umgebung werden der Campus Nord und Süd als Teil einer übergeordneten Folge von universitären Nutzungen interpretiert. Zentrales Element der Universität in der Stadt bleibt dabei der Campus Unteres Schloss mit dem Hörsaalzentrum und der Mensa, welche sich im weitesten Sinne um den Schlosshof gruppieren. Diesem Motiv folgend entwickeln sich auch die geplanten Campus Nord und Süd jeweils um identitätsstiftende öffentliche Räume unterschiedlicher Prägung.
Campus Nord
Die topographisch schwierige Anbindung des neuen Campus Nord erfolgt über den Platz am Dicken Turm und die Siegbergstraße, entlang der neuen Bibliothek im ehemaligen Hetlage-Kaufhaus über eine großzügige und repräsentative Treppenanlage zwischen dem angebauten Gebäude der Alten Textilfabrik und dem neuen Hörsaal- und Seminarzentrum am Campusanger an der Friedrichstraße. Die barrierefreie Erschließung erfolgt frei zugänglich innerhalb des Hörsaalgebäudes über einen Aufzug. Der Campusanger selbst bildet den zentralen und verbindenden gemeinsamen Freiraum auf dem Campus Nord. Die zur Begegnungszone zurückgebaute Friedrichstraße weitet sich zu einem Platz, der zudem durch die Aufweitung der neuen Durchbindung zur Hindenburgstraße und somit zur Sieg und der Siegufertreppe geprägt wird. Zugleich entsteht hier neben dem Service-Center eine weitere Adresse der Universität an der Sandstraße zur Innenstadt hin.
Wertige umgebende Bestände werden weitgehend erhalten und mit repräsentativen Neubauten der Universität ergänzt, die im rückwärtigen Bereich ruhige Aufenthalts- und Übergangszonen bis hin zum Durchstich zur Juliusstraße ausbilden. In Step 2 können die zusätzlich verfügbaren Grundstücke zur Ergänzung der Struktur in diesem Bereich und zur Arrondierung des Campusangers nutzungsflexibel baulich ergänzt werden, zum Beispiel mit studentischem Wohnen oder weiteren universitären Einrichtungen. In beiden Entwicklungsphasen bilden die baulichen Interventionen spannende und Orientierung schaffende Raumfolgen mit attraktiven Adresslagen aus, die zudem innerhalb eines robusten Grundgerüsts in ihrer Phasierung und Nutzungsverteilung flexibel anpassbar bleiben. Die konsequente Vernetzung und Durchbindung von Wegen verhindert aktiv die Inselbildung innerhalb der Stadt und lässt die Entwicklung der Universität mit den attraktiven Freiräumen und Gebäuden zum Mehrwert für die gesamte Stadt werden.
Campus Süd
Die Verknüpfung des Campus Süd mit den zentralen Universitätseinrichtungen am Unteren Schloss ist durch die großen Höhenunterschiede zwischen den unterschiedlichen Ebenen geprägt. Daher erfolgt sie über die bestehenden, teils recht versteckten und potenziell auszubauenden Treppen zwischen Löhrtor, Häutebachweg, Obergraben und Grabenstraße und die neue, barrierearme Verbindung durch die Villa Sauer und den Mensaneubau. In Step 2 sieht der Entwurf zudem eine öffentliche Treppen- und Rampenanlage westlich der Gaststätte „Zum Häutebacher“ vor, die im Rahmen der Umgestaltung der Bebauung der Siegener Zeitung ermöglicht wird.
Die Neubauten auf den Grundstücken des Hallenbads und westlich des Löhrtors orientieren sich in ihrer Ausrichtung an dem neuen Grünzug entlang der Weiß, welcher durch die geplante Fuß- und Radbrücke auch das Haus der Musik neben dem Gymnasium am Löhrtor einbezieht. Durch die scheinbar freie Stellung der in ihrem Footprint identischen Baukörper entsteht eine raumbildende Folge von Gebäuden und Freiflächen, die in beiden Entwicklungsabschnitten das Umfeld der Weiß komplett verwandeln und in das Bewusstsein der Siegener zurückholen. Zugleich gruppieren sich die Gebäude um den Campusplatz, in dessen Gestaltung die prägnanten Bestandsbäume einbezogen werden. Am Löhrtor bilden die Neubauten zur Spandauer Straße/Frankfurter Straße hin eine repräsentative Auftaktsituation aus, die den Übergang zur Oberstadt einläutet.