Städtebauliches Konzept - Stadtquartier Leipzig-Mockau

ALLGEMEIN LEITBILDER STÄDTEBAU Ort: Leipzig - Mockau
Jahr: 2021
Größe: rd. 40 ha
Auftraggeber: Stadt Leipzig

Der Leipziger Stadtteil Mockau steht vor großen Herausforderungen, städtebauliche Defizite zu bewältigen und gleichzeitig die Potenziale und räum­lichen Qualitäten Mockaus stärker herauszuarbeiten. Dabei geht es primär darum, Stadträumen wieder mehr Aufent­haltsqualität zu geben, ein attraktives, gut vernetztes Wegesystem aufzubauen und durch eine Setzung auf neue alternative Mo­bilitätsformen wertvolle Flächen zu gewinnen und Orte neu zu beleben. Ziel ist Mockau zu einem besonderen Stadtteil mit hoher Identifika­tion durch seine schönen und vielfältigen Räume aus bestehenden prägenden Potenzialen und neuen Impulsen zu entwickeln.
Für eine klare räumliche Zugehörigkeit und eindeutige thematische Zuordnung wurden fünf differenzierte Teilbereiche definiert. Die Stärkung der bestehenden Teilräume und die funktionale und städte­bauliche Ergänzung der übrigen Bereiche schaffen einen funktionsge­mischten, lebenswerten Stadtteil.

Mockauer Post_Urbaner Quartierseingang

Der neue Platz an der Mockauer Straße soll als attraktiver urbaner Quartierseingang dienen. Zugleich wird er als zentraler Identifika­tionsort für Mockau wiederbelebt. Der Platz wird durch die bestehende Bebauung und Neubebauung im Norden räumlich gefasst. Durch seine Neugestaltung lädt der öffentliche Raum zum Verweilen ein. Der Senkgarten wird als grüner Rückzugs­raum gewahrt. Mobilitätsangebote und Versorgungseinrichtungen wie die Mockauer Post, das Leipzig Mockau-Center und ergänzende Einzelhandelsangebote tragen zu einer Belebung des Ortes bei. Im nördlichen Bereich des Platzes ist ein Pavillon vorgesehen, der ein Café, Bistro oder Kiosk bereithält. Im Norden, an der Kieler Straße, wird neues Seniorenwohnprojekt geplant. Die aktiven Erdgeschosszonen und der urbane Mix aus Wohnen, Arbeiten und ergänzenden sozialen Einrichtungen beleben den gesamten Ort.

Kieler Straße_Flaniermeile

In der Kieler Straße soll die kleinteilige historisch gewachsene Mischung erhalten und entwickelt werden. Eine behutsame Arrondie­rung der bestehenden Flächen und Bauten wie der Stephanuskirche, des ehemaligen Ritterguts, oder der kleinen Handwerkerhöfe stärkt die Raumbildung und Orientierung. Des Weiteren profitiert dieser Teilbereich von der Nähe zur Partheaue, die als grünes Naherholungsgebiet dient.

Park am Friedhof_Zentrale Lagegunst

Der ehemalige Friedhof bietet mit seiner zentralen Lage ein großes Potential für einen grünen Identifikationsort mit neuer Aufenthalts­qualität für den Stadtteil. Hier kann sich neben dem Platz an der Mockauer Post ein neuer Park als „grüne Mitte“ entwickeln.

Thesen einer möglichen Leitbildentwicklung sind:

  • Der Friedhof bereichert das Angebot aus verschiedenen Freiräu­men und Spielangeboten mit unterschiedlichen Nutzungsschwer­punkten und Atmosphären.
  • Der Friedhof lebt von seinen historischen Elementen.
  • Definierte räumliche Übergänge und Verzahnungen geben Orientierung im Inneren und einen angemessenen räumlichen Abschluss nach außen.
  • Die Verbindung und Öffnung unterschiedlicher Freiraumtypen schafft attraktive Raumfolgen mit unterschiedlichen Atmosphä­ren.
  • Eine eindeutige und vielfältige Vernetzung schafft Orientierung und kurze Wege im Quartier.

Am Wasserturm_Aktives Mockau

Der Raum um den ehemaligen Wasserturm an der Tauchaer Straße soll aktiv genutzt werden. Das Klettern im Wasserturm soll bestehen blei­ben und wird durch weitere Sport- und Freizeiteinrichtungen ergänzt. Zudem können an dieser Stelle Sonderwohnformen und Bildungsein­richtungen sowie integrierter Einzelhandel vorwiegend auf den unter­genutzten Flächen einen Platz finden. Das „aktive Band“ soll sich vom Wasserturm über den neu­en zentralen Park am Friedhof entlang der sozialen Einrichtungen bis zu den Sport- und Freizeiteinrichtungen südlich der Kieler Straße ziehen und am Naturraum an der Parthe enden.

Mockauer Straße_Mockau im Wandel

Derzeit werden die Flächen an der Mockauer Straße vielschichtig genutzt. Das Spektrum reicht von einer großmaßstäblichen Punkt- und Zeilenbebauung mit großzügigen Grünanlagen, Verkehrsanlagen mit einer Parkpalette bis hin zu kleinteiligen Einfamilienhausstrukturen mit privaten Gärten. Ein hoher Anteil der Flächen befindet sich im Eigentum der Stadt und einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft. Dadurch ergibt sich eine überschaubare Anzahl an Eigentümern.  An der Mockauer Straße besteht ein bisher noch ungenutztes Verdich­tungspotenzial für eine quartiersbildende Entwicklung. Hierbei werden die Bestandsgebäude weitestgehend berücksichtigt und integriert. Die neue Tramführung in der Mokauer- und Tauchaer Straße soll hier als Impulsgeber wirken und den Transformationsprozess an der Mockauer Straße anstoßen. Das städtebauliche Konzept sieht vor, dass entlang der Mockauer Straße ein erweiterter Mix aus Arbeiten und Wohnen entsteht. Im Norden, auf der bisherigen Grünfläche, soll eine neue Oberschule samt Sportanlagen entstehen.

Vertiefungsraum – Platz an der Mockauer Straße

Der städtebauliche Entwurf präsentiert den neuen Platz an der Mockauer Post als urbanes Pendant zum historischen und denkmalge­schützten Senkgarten an den Bahnanlagen. Während der Senkgarten als grüner Rückzugsraum verstanden wird, begreift sich der neuge­staltete Platz als Quartiersmitte, generationenübergreifender und gerechter Treffpunkt sowie als neuer Verkehrsknotenpunkt. Die neue Setzung eines Pavillons vereint die Funktionen einer Mobilitätsstation, eines Wetterschutzes für wartende ÖPNV-Nutzer wie auch einer erweiterten Nutzung, wie beispielsweise durch ein Café oder eine Fahrradwerkstatt. Der als Intarsie aus wassergebundener Decke ausformulierte Kern des Platzes lässt vielseitige Nutzungsmög­lichkeiten zu: eine kreisrunde Wasserschale sowie Sitzmöglichkeiten unter Bäumen laden zum Verweilen ein, während sich im Süden ein neuer Standort für einen Wochenmarkt etablieren könnte. Fahrradabstellmöglichkeiten sowie Ladesäulen für Elektroautos finden sich im östlichen Teil des Platzes.