Leitidee
Aus dem Genius Loci der „Alte Messe Leipzig“ heraus werden fünf signifikante Stadtschollen mit unterschiedlichen Charakteren entwickelt. Dabei wechseln sich offene Typologien im befestigten oder grünen Freiraum mit kompakten raumbildenden Baustrukturen ab.
Von Nord nach Süd sind dies: der Aktive Kopf, das Urbane Quartier, die Grüne Platine, das Produktive Feld, das Bewaldete Cluster.
Die bestehenden Freiraumelemente entlang der Bahn werden qualifiziert sowie mit neuen Funktionen und Raumangeboten ergänzt. Dieses großzügige langgestreckte Parkband mit differenzierten Naherholungsangeboten für vielseitige Nutzergruppen verknüpft die Stadtschollen untereinander sowie mit den angrenzenden Stadt- und Freiräumen.
Durch den resilienten Städtebau und die behutsame Eingliederung der neuen Strukturen in den Bestand kann frühzeitig als Impuls für den Wandel ein konsistenter neuer Stadtbaustein mit eigener Identität und Strahlkraft entwickelt werden. Gleichzeitig sichert das robuste Grundgerüst einen schrittweisen Transformationsprozess der bestehenden Nutzungseinheiten.
Städtebauliches Konzept
Der Raum rund um die Großmarkthalle wird mit neuen solitären Baukörpern aktiviert, diese damit behutsam gerahmt und spannende Platzsituationen geschaffen. Ein neuer dreigeschossiger Anbau an der westlichen Seite der Großmarkthalle und die Vergrößerung des Tiefhofes in diesem Bereich gibt der Halle ein neues Gesicht in Richtung des neuen Großen Kohlrabiplatzes.
Das ‚Urbane Quartier‘ mit kompakten fünfgeschossigen Strukturen und klar definierten Raumkanten fasst die neuen Platzsituationen an der Markthalle und aktiviert den Straßenraum im Übergang zum Campus der Veterinärmedizinischen Fakultät. Innerhalb des Urbanen Quartiers weiten sich drei kleine Quartiersplätze auf, die freiräumliche Binnenqualitäten schaffen.
Die südlich angrenzende ‚Grüne Platine‘ nimmt die vorhandenen solitären Strukturen des Bestandes auf und qualifiziert diese weiter zu einem grüngeprägten Quartier mit offenen Typologien. Das hier angesiedelte Großforschungszentrum bildet mit seinen sieben Geschossen das prägende Gebäude des Quartiers, die restlichen Gebäude variieren zwischen drei und fünf Geschossen.
Im ‚Produktiven Feld‘ werden die vorhandenen Gebäudestrukturen der Bestandsnutzer in Richtung der Landsteinerstraße arrondiert und damit die Flächeneffizienz erhöht. Neue sechsgeschossige Gebäude zum Parkband im Westen und der Richard-Lehmann-Straße sowie Zwickauer Straße bilden prägende Raumkanten aus, fassen die Straßenräume und vermitteln zwischen der höher liegenden Straßenebene und dem tiefer liegenden Parkband. Eine neue stadtbildprägende 14-geschossige Dominante an der Kreuzung der beiden Straßen markiert die Landmarke des Gesamtquartiers.
Das Bewaldete Cluster ist wiederum durch offenere Strukturen mit unterschiedlichen Geschossigkeiten gekennzeichnet. Durch die vorgeschlagene Setzung neuer vier- bis fünfgeschossiger Erweiterungsgebäude für die Bestandsnutzer werden zu den Straßen hin Raumkanten gebildet, die durch Vor- und Rücksprünge diese etwas aufbrechen und kleine Vorplätze ausbilden. Ein markantes achtgeschossiges Gebäude an der Markthallenbrücke markiert den Eingang von Westen in das Quartier und vermittelt zwischen der Straßenebene und dem tiefer liegenden Freiraum am Birkenwäldchen. Ein neungeschossiger Baukörper am äußersten südlichen Ende des Plangebiets bildet das Ende des Parkbandes und markiert gleichzeitig den Eingang von Süden in das Gesamtquartier.
Das robuste städtebauliche Grundgerüst erhält durch einen großen Typologiemix eine hohe Flexibilität. Neben Blockstrukturen mit gemeinschaftlichen Innen- sowie Lichthöfen finden sich Solitäre und zeilenartige Gebäude wieder, die ein vielseitiges Raumangebot ermöglichen und damit die Bedürfnisse unterschiedlicher Nutzergruppen befriedigen.
Nutzungen
Der aktive Kopf ist durch die Kultur- und Freizeitnutzungen in der Großmarkthalle mit ihrem neuen Anbau geprägt. Kulturaffine aber auch Freizeit- und Sport- sowie Gewerbenutzungen vervollständigen das Nutzungsangebot um die Markthalle und vitalisieren die Platzbereiche. In einem Solitär am kleinen Kohlrabiplatz ist die Unterbringung eines Tagungshotels denkbar. Aktive Erdgeschosse in den Gebäuden an den Plätzen beleben diese und schaffen eine Verbindung zwischen Innen- und Außenräumen.
Die restlichen Quartiere sind v.a. durch Büro, Forschungs- und Labornutzungen geprägt, werden durch punktuelle kleinteilige Gewerbe- und Kulturnutzungen aber darüber hinaus noch angereichert. Auch hier befinden sich an Platzsituationen und öffentlichen Grünräumen aktive EG-Zonen und belebende Nutzungen.
Grün- und Freiraum
Ein großzügiger, multifunktional nutzbarer Platz (Großer Kohlrabiplatz) verstärkt die öffentlichkeitswirksame Transformation der Großmarkthalle. Nach außen verlagerte Veranstaltungen mit entsprechendem Platzbedarf können hier ebenso stattfinden wie Märkte, Open-Air-Konzerte und offene Bühnen. Der Tiefhof wird im Westen über zwei neue Treppenanlagen und eine überdachte Rampe angebunden und kann so öffentlich genutzt werden. Der abgesenkte Tiefhof ermöglicht eine intimere und kleinteiligere Bespielung durch Gastronomie, Veranstaltungen und Werkstattläden in direkter Erweiterung der Gebäudenutzungen. Das kleine Gebäude der Alten Waage wird als Kiosk oder Café umgenutzt und bespielt den Platz zusätzlich.
Vom Großen Kohlrabiplatz sind die umliegenden Stadträume und insbesondere der übergeordnete Fuß- und Radverkehr der Aktivachse barrierefrei angebunden. Südlich der Alten Waage erreicht man die Brücke Steinstraße und den Eingang zur Kleingartenanlage, die gestalterisch und funktional stärker in das Parkband eingebunden wird. Eine übergeordnete Fuß- und Radverbindung verbindet den Aktiven Kopf mit den westlich aufgereihten Quartieren und mündet schließlich in der neuen Brücke zum Gleisdreieck.
Entlang des Parkbands gliedern sich verschiedene Sport-, Freizeit und Spielangebote, die sowohl den langgestreckten Freiraum aktivieren, als auch ein Scharnier zu den jeweils angrenzenden Stadtschollen bilden. Im Norden bietet eine Skateanlage am S-Bahnhof einen attraktiven Ersatz für die Nachnutzung des heute brachliegenden Ringlokschuppens in direkter Nachbarschaft. Der Ringlokschuppen selbst erhält einen Garten, in dem die kulturelle Nutzung im Außenraum, z.B. für Lesungen, fortgeführt werden kann.
Zwischen Urbanem Quartier und Grüner Platine öffnet sich die Kleingartenanlage zur Nord-Süd-Achse. Hier befindet sich auch das Vereinshaus des „Tiefland“ e.V. Der kleine Quartiersplatz im Urbanen Quartier kann als Marktplatz für die Kleingärtnerinnen genutzt werden. An dieser Schnittstelle erweitert sich das Parkband zu einer Spiel- und Liegewiese, die sich in der langen Frist (Entwicklungsplan) nach Osten erweitern und das geschützte Biotop aufnehmen kann.
Südlich der Brücke schließt das Birkenwäldchen an und das Parkband wird durch einen Waldpark bereichert. Ein schmaler Pfad führt behutsam durch das Bestandswäldchen, unterquert die neue Brücke zum Gleisdreieck und mündet auf die Brücke Zwickauer Straße. Südlich der Quartiersgarage kann ein Stichweg über die Fernwärmeleitung die Anbindung an die zentrale Straße im Bewaldeten Cluster ergänzen. In der phasenweisen Entwicklung kann als weiterer Baustein die Spiel- und Liegewiese um den Funkturm herum erweitert werden.