Düsseldorf Wohnquartier Eduard-Schloemann-Straße, Teilnahme

STÄDTEBAU WETTBEWERBE Ort: Düsseldorf
Jahr: 2023
Größe: 1,6
Auftraggeber: Stahlinstitut VDEh

DAS QUARTIER AN DER DÜSSEL

LEITIDEE

Das neue Quartier an der Düssel ist von sehr unterschiedlichen Stadt- und Siedlungsbausteinen umgeben. Die im Entwurf gewählte bauliche Struktur schafft einen selbstverständlichen Übergang von der kleinteiligen Bebauung des benachbarten ZOOEINS zum südlich angrenzenden großmaßstäblichen Stadtbaustein an der Eduard-Schloemann-Straße. Im gleichen Zuge werden Verflechtungen und Anknüpfungspunkte zu den umgebenden Freiräumen, Quartiersplätzen und dem Grünzug an der Düssel aufgenommen und im neuen Quartier auf unterschiedlichen Ebenen verwoben.

KONZEPT

Dem Grundgedanken des Bindeglieds zwischen den umgebenden Stadtbausteinen folgend, nehmen die randlichen Gebäude des Quartiers die Körnung ihrer äußeren Nachbarschaft auf und übertragen diese in zeitgemäße Typologien. Im Norden entstehen Punkthäuser, während die südliche Bebauungskante an der Eduard-Schloemann-Straße von Gebäuden mit größerem Footprint (Quartiersgarage, Clusterwohnen, Hochpunkt) gebildet wird, die sich aus der Logik der Bauten des VDEh ableiten. Im Inneren bieten verschiedene Geschosswohnungsbauten unterschiedliche Wohnangebote, ergänzt um aktive EG-Zonen entlang des zentral eingelagerten Quartiersplatzes. Ein Bebauungsriegel im Westen schützt das Quartier darüber hinaus vor den Lärmemissionen des Stahlinstituts.

FREIRAUM

Das Quartier wird durchzogen von mehreren Schichten öffentlicher und halböffentlicher Freiräume, die den räumlichen und sozialen Mittelpunkt des Gebiets bilden und die vorhandene Topografie zu den umgebenden Straßen aufnehmen und räumlich wirksam einbeziehen. Am Hochpunkt an der Eduard-Schloemann-Straße wird der zentrale Quartiersplatz verortet. Er stellt zusammen mit dem grünen Anger den öffentlichen Dreh- und Angelpunkt des Quartiers dar, indem er den Freiraum an der Düssel und die Nord-Süd-Verbindung entlang des Lärmschutzriegels miteinander verzahnt. Gleichsam werden in diesem Bereich die meisten der aktiven EG-Nutzungen mit Schwerpunkt auf der Quartiersgarage und den Gebäuden am Platz sowie die Kita verortet, um einen sozialen Ort für das Quartiersleben zu schaffen, der auch in die angrenzenden Nachbarschaften hineinwirkt.
Entlang der Ebenerdigen oder leicht angehobenen EG-Zonen der Wohnbebauung werden kleinere private Gärten vorgesehen, die eine belebende Nutzung durch die Bewohner*innen und einen sozialen Austausch bei der gemeinsamen Gartennutzung fördern. Daran anschließend bestehen quartiersöffentliche Freiräume mit Spiel- und Freizeitangeboten, die die Freiraumvernetzung in Richtung Düsselgrünzug gewährleisten.
Die Freiflächen der Kita werden zum Teil direkt am Gebäude und darüber hinaus direkt räumlich verbunden im Inneren des nordöstlichen Baufelds nachgewiesen. Letztere Fläche kann außerhalb der Kitazeiten oder im Rahmen offener Betreuungsangebote auch von den weiteren Bewohner*innen mitgenutzt werden. Sämtliche Freiräume sind barrierefrei auszubilden.

NUTZUNGEN UND TYPOLOGIEN

Das neue Quartier an der Düssel wird vorwiegend durch die erforderlichen Wohnnutzungen geprägt. Gleichsam entsteht um den zentralen Quartiersplatz und entlang der Quartiersgarage in Richtung Düssel-Grünzug ein aktiver Erdgeschosssaum, der zusammen mit der benachbarten Kita eine Belebung im Sinne eins Quartiersmittelpunkts mit Gastronomie, kleineren Ladeneinheiten und Infrastruktur für nachhaltige Mobilität und Quartierslogistik schafft.
Innerhalb der städtebaulichen Grundfigur werden unterschiedliche, sich jeweils mehrfach wiederholende Typologien eingesetzt, die ein hohes Maß an Flexibilität und Wohnqualität ermöglichen. Entlang der Willi-Aengevelt-Straße entstehen vier Punkthäuser mit vier Geschossen als Drei- bis Vierspänner, die einen breiten Wohnungsmix beinhalten. Entlang der Otto-Petersen-Straße gehen diese in ebenfalls fünfgeschossige Baukörper mit größerem Footprint über, die als Vierspänner größere Wohnungen beinhalten oder als Sechsspänner breiter gestaffelte Wohnungsgrößen anbieten können. Gleiches gilt für den Hochpunkt (acht Geschosse) und das Punkthaus am Quartiersplatz. Der viergeschossige Lärmschutzriegel im Westen und die zentralen Baukörper in der Quartiersmitte sind typologisch gleich aufgebaut und bieten ebenfalls Möglichkeiten für Wohnungen für unterschiedliche Zielgruppen. Das Atriumgebäude an der Eduard-Schloemann-Straße (vier Geschosse) beinhaltet die geforderten Clusterwohnungen und darüber hinaus eine Vielzahl von kleineren und mittelgroßen Wohneinheiten. Durch die städtebauliche Varianz innerhalb von vier Grundtypologien ist eine wirtschaftliche Umsetzung, bspw. durch modulares Bauen, möglich.

MOBILITÄT

Die Erschließung der umgebenden Quartiere ist stark auf den MIV ausgerichtet. Ziel des Entwurfs ist hingegen ein autoarmes Quartier, dass durch attraktive Angebote den Weg von der Dominanz des MIV hin zu umwelt- und stadtverträglichen Mobilitätsformen ebnet. Hierzu wird als zentraler Baustein eine Quartiersgarage an der Ecke Eduard-Schloemann-Straße/Otto-Petersen-Straße vorgesehen, die gut erreichbar im Erdgeschoss mit Sharingangeboten, Fahrradstellplätzen und einer frei nutzbaren Radwerkstatt ausgestattet wird. Durch attraktive Angebote zur Überwindung der Entfernung zu den größeren ÖPNV-Haltestellen an der Schlüterstraße (Tram) und der Sohnstraße (Bus) werden Anreize zum Verzicht aufs eigene Auto gegeben. Ergänzend sind im Mantel des Erdgeschosses auch kleinere Laden- oder Gastronomieeinheiten sowie ein kleiner Logistikhub für Paketdienste und Anlieferungen im Allgemeinen möglich, die Dachebene wird zudem durch Spiel- und Gardeningnutzungen belebt. Die QG wird so zu einem Anlaufpunkt über das Quartier hinaus.
Ziel ist es, den Kfz-Verkehr möglichst frühzeitig am Rande des Quartiers abzufangen und in die QG (via Otto-Petersen-Straße) und die beiden Tiefgaragen (via Willi-Aengevelt-Straße und Eduard-Schloemann-Straße) unter den westlichen Baufeldern zu leiten. Generell wird die weitgehende Unterbringung des ruhenden Verkehrs in der Quartiersgarage empfohlen, da diese kostengünstiger im Bau und flexibler für eine mögliche Umnutzung ist als Tiefgaragen. Innerhalb des Quartiers sind die öffentlichen Räume dem Fuß- und Radverkehr vorbehalten, eine Bedarfsbefahrung (auch für die Feuerwehr) ist aber möglich.
Stell- und Parkplätze für Fahrräder sind dezentral im Quartier verortet und gliedern sich in überdachte Stellplätze in der QG und den EG-/UG-Zonen und oberirdische Parkplätze an Bügeln in der Quartiersmitte und an den jeweiligen Hauseingängen.

NACHHALTIGKEIT UND WASSERMANAGEMENT

Der Entwurf setzt auf die effiziente und ressourcenschonende Nutzung des heutigen Kleingartenareals im Sinne einer verträglichen Dichte und eines breit gefächerten Angebots an Wohn- und Arbeitsformen. Die kompakten Baukörper ermöglichen den energieeffizienten Bau und Betrieb der Gebäude, Dach- und teilweise Fassadenbegrünungen in Kombination mit gestalterisch eingepassten Photovoltaikanlagen werten die Entwicklung ökologisch und stadtklimatisch auf. Die Umsetzung sämtlicher Gebäude in recyclebarer Holzbauweise wird empfohlen.
Die erhaltenswerten Bestandsbäume verbleiben weitgehend am heutigen Standort, nur einzelne Umpflanzungen sind nötig. Durch eine große Anzahl an klimaresilienten Neupflanzungen erhält das Quartier eine besondere Atmosphäre, die Biodiversität wird erhöht und der sommerliche Hitzestress gemindert. Neue Versiegelung wird durch kompakte Baukörper und optimierte Erschließungswege soweit wie möglich vermieden. Durch das auf nachhaltige Mobilität ausgerichtete Erschließungskonzept wird zudem ein Beitrag zur nachhaltigen Verkehrswende gegeben.
Das anfallende Oberflächenwasser wird durch eine Retentionskaskade „begrüntes Flachdach – private Außenfläche – Überlauf in Vertiefungen im öffentlichen Raum“ vor Ort gehalten und versickert/verdunstet. Auch die Bevorratung zur Versorgung der Bäume in Trockenphasen wird vorgesehen. Im Sinne der Schwammstadt ist das Quartier entsprechend auch im Starkregenfall abflussfrei ausgelegt.
Im Hochwasserfall kann die Düssel weiterhin Teile des östlichen Plangebietes fluten – die dortigen Gebäude nutzen den vorhandenen Geländesprung, um eine leichte Überhöhung zu den inneren Freiflächen hin auszubilden, welche hochwasserresistent ausgebildet ist.