Der Leipziger Stadtteil Mockau steht vor großen Herausforderungen, städtebauliche Defizite zu bewältigen und gleichzeitig die Potenziale und räumlichen Qualitäten Mockaus stärker herauszuarbeiten. Dabei geht es primär darum, Stadträumen wieder mehr Aufenthaltsqualität zu geben, ein attraktives, gut vernetztes Wegesystem aufzubauen und durch eine Setzung auf neue alternative Mobilitätsformen wertvolle Flächen zu gewinnen und Orte neu zu beleben. Ziel ist Mockau zu einem besonderen Stadtteil mit hoher Identifikation durch seine schönen und vielfältigen Räume aus bestehenden prägenden Potenzialen und neuen Impulsen zu entwickeln.
Für eine klare räumliche Zugehörigkeit und eindeutige thematische Zuordnung wurden fünf differenzierte Teilbereiche definiert. Die Stärkung der bestehenden Teilräume und die funktionale und städtebauliche Ergänzung der übrigen Bereiche schaffen einen funktionsgemischten, lebenswerten Stadtteil.
Mockauer Post_Urbaner Quartierseingang
Der neue Platz an der Mockauer Straße soll als attraktiver urbaner Quartierseingang dienen. Zugleich wird er als zentraler Identifikationsort für Mockau wiederbelebt. Der Platz wird durch die bestehende Bebauung und Neubebauung im Norden räumlich gefasst. Durch seine Neugestaltung lädt der öffentliche Raum zum Verweilen ein. Der Senkgarten wird als grüner Rückzugsraum gewahrt. Mobilitätsangebote und Versorgungseinrichtungen wie die Mockauer Post, das Leipzig Mockau-Center und ergänzende Einzelhandelsangebote tragen zu einer Belebung des Ortes bei. Im nördlichen Bereich des Platzes ist ein Pavillon vorgesehen, der ein Café, Bistro oder Kiosk bereithält. Im Norden, an der Kieler Straße, wird neues Seniorenwohnprojekt geplant. Die aktiven Erdgeschosszonen und der urbane Mix aus Wohnen, Arbeiten und ergänzenden sozialen Einrichtungen beleben den gesamten Ort.
Kieler Straße_Flaniermeile
In der Kieler Straße soll die kleinteilige historisch gewachsene Mischung erhalten und entwickelt werden. Eine behutsame Arrondierung der bestehenden Flächen und Bauten wie der Stephanuskirche, des ehemaligen Ritterguts, oder der kleinen Handwerkerhöfe stärkt die Raumbildung und Orientierung. Des Weiteren profitiert dieser Teilbereich von der Nähe zur Partheaue, die als grünes Naherholungsgebiet dient.
Park am Friedhof_Zentrale Lagegunst
Der ehemalige Friedhof bietet mit seiner zentralen Lage ein großes Potential für einen grünen Identifikationsort mit neuer Aufenthaltsqualität für den Stadtteil. Hier kann sich neben dem Platz an der Mockauer Post ein neuer Park als „grüne Mitte“ entwickeln.
Thesen einer möglichen Leitbildentwicklung sind:
Am Wasserturm_Aktives Mockau
Der Raum um den ehemaligen Wasserturm an der Tauchaer Straße soll aktiv genutzt werden. Das Klettern im Wasserturm soll bestehen bleiben und wird durch weitere Sport- und Freizeiteinrichtungen ergänzt. Zudem können an dieser Stelle Sonderwohnformen und Bildungseinrichtungen sowie integrierter Einzelhandel vorwiegend auf den untergenutzten Flächen einen Platz finden. Das „aktive Band“ soll sich vom Wasserturm über den neuen zentralen Park am Friedhof entlang der sozialen Einrichtungen bis zu den Sport- und Freizeiteinrichtungen südlich der Kieler Straße ziehen und am Naturraum an der Parthe enden.
Mockauer Straße_Mockau im Wandel
Derzeit werden die Flächen an der Mockauer Straße vielschichtig genutzt. Das Spektrum reicht von einer großmaßstäblichen Punkt- und Zeilenbebauung mit großzügigen Grünanlagen, Verkehrsanlagen mit einer Parkpalette bis hin zu kleinteiligen Einfamilienhausstrukturen mit privaten Gärten. Ein hoher Anteil der Flächen befindet sich im Eigentum der Stadt und einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft. Dadurch ergibt sich eine überschaubare Anzahl an Eigentümern. An der Mockauer Straße besteht ein bisher noch ungenutztes Verdichtungspotenzial für eine quartiersbildende Entwicklung. Hierbei werden die Bestandsgebäude weitestgehend berücksichtigt und integriert. Die neue Tramführung in der Mokauer- und Tauchaer Straße soll hier als Impulsgeber wirken und den Transformationsprozess an der Mockauer Straße anstoßen. Das städtebauliche Konzept sieht vor, dass entlang der Mockauer Straße ein erweiterter Mix aus Arbeiten und Wohnen entsteht. Im Norden, auf der bisherigen Grünfläche, soll eine neue Oberschule samt Sportanlagen entstehen.
Vertiefungsraum – Platz an der Mockauer Straße
Der städtebauliche Entwurf präsentiert den neuen Platz an der Mockauer Post als urbanes Pendant zum historischen und denkmalgeschützten Senkgarten an den Bahnanlagen. Während der Senkgarten als grüner Rückzugsraum verstanden wird, begreift sich der neugestaltete Platz als Quartiersmitte, generationenübergreifender und gerechter Treffpunkt sowie als neuer Verkehrsknotenpunkt. Die neue Setzung eines Pavillons vereint die Funktionen einer Mobilitätsstation, eines Wetterschutzes für wartende ÖPNV-Nutzer wie auch einer erweiterten Nutzung, wie beispielsweise durch ein Café oder eine Fahrradwerkstatt. Der als Intarsie aus wassergebundener Decke ausformulierte Kern des Platzes lässt vielseitige Nutzungsmöglichkeiten zu: eine kreisrunde Wasserschale sowie Sitzmöglichkeiten unter Bäumen laden zum Verweilen ein, während sich im Süden ein neuer Standort für einen Wochenmarkt etablieren könnte. Fahrradabstellmöglichkeiten sowie Ladesäulen für Elektroautos finden sich im östlichen Teil des Platzes.